Historie

ÜBER 150 JAHRE TURNVEREIN WEHEN

Ein kurzer historischer Rückblick

Nach dem gewonnenen deutsch-französischen Krieg 1870/71 und der ihm folgenden Reichsgründung geht eine nationale Welle durch ganz Deutschland. Städte wachsen, Firmen werden gegründet, der Eisenbahnverkehr entwickelt sich, allenthalben entstehen Vereine.

Auch in Wehen finden sich 1873 8 Bürger, die dem Gedanken des „Turnvaters“ Jahn anhängen und deshalb einen Verein gründen, der der Beginn unseres Turnvereins ist. Bereits wenige Jahre nach seiner Gründung wird eine „Riege für Zöglinge“ und eine „Altersriege“ gebildet, ein Beweis dafür, dass der neue Verein sehr aktiv ist und neue Mitglieder zu sportlichem und geselligem Leben drängen. Zum 20-jährigen Bestehen veranstaltet man einen Fackelzug mit Festcommers und Feuerwerk sowie ein Schauturnen. Familienabende, Maskenbälle und Wanderungen ergänzen die sportlichen Aktivitäten. Um die Jahrhundertwende zählt der Verein 69 aktive Mitglieder. Es beginnen Bemühungen um den Bau einer eigenen Turnhalle, die jedoch durch den Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914 zunichte gemacht werden. Nach dem Krieg werden die sportlichen Aktivitäten bald ausgedehnt. Eine „Damenriege“ wird gebildet; Faustball, Stabhochspringen und Rhönradturnen werden betrieben. Da immer noch eine vereinseigene Turnhalle fehlt, müssen die Übungsstunden in den Sälen der ortsansässigen Gasthäuser abgehalten werden.

Die Festlichkeiten zur 50-Jahrfeier (1923) leiden unter den Auswirkungen der rapiden Inflation. Trotzdem werden ein bescheidenes Fest und ein kleiner Festzug durchgeführt. Der Bau einer Turnhalle ist in greifbare Nähe gerückt, als 1933 die Machtergreifung der NSDAP allen demokratisch verfassten Institutionen den Todesstoß versetzt. 1935 findet letztmals eine geschlossene Turnveranstaltung statt, dann bricht der Verein auseinander.

Am 3. Juli 1948 findet die 1. Mitgliederversammlung nach dem Kriege statt und 1949 hat der Verein bereits wieder 239 Mitglieder. In den kommenden Jahren geht die Entwicklung steil nach oben. Neue Aktivitäten sind Handball, Schwimmen, Leichtathletik, Judo und Tischtennis. Rad- und Fußwanderungen werden allgemeine Betätigungsfelder. 1967 geht endlich ein Wunschtraum in Erfüllung, denn Wehen erhält eine grosse Schulturnhalle, die künftig auch dem Turnverein zur Verfügung steht. Eine Badminton-Abteilung wird gegründet, „Turnen für Mutter und Kind“ beispielgebend eingeführt.

1973 kann unser Verein sein 100-jähriges Jubiläum feiern. Jubiläumsball, -empfang, ein Sommernachtsfest auf dem Halberg sowie Kinder- und Jugendveranstaltungen sind die äußeren Kennzeichen eines Festes, das von ganz Wehen – inzwischen ein Stadtteil der neu gebildeten Stadt Taunusstein – gemeinsam begangen wird.

Bald aber zeigt sich, dass die vorhandenen Sportstätten dem Andrang von sportbegeisterten Menschen nicht mehr Rechnung tragen können. Die Zunahme der Wohnbevölkerung hatte zur Folge, dass immer mehr Interessenten in den Verein aufgenommen werden wollen. Improvisationskunst ist notwendig; die laufende Überbelegung der Übungsstunden erfordert neue Trainingsmöglichkeiten. Nach langwierigen Verhandlungen und Vorbereitungen, an denen unser Verein maßgeblich beteiligt ist, wird schließlich der Bau einer Mehrzweckhalle am Wehener Marktplatz beschlossen und 1984 realisiert. Endlich können die sportlichen Aktivitäten ausgedehnt werden.

Turniere und Veranstaltungen auf überregionaler Ebene, die früher oft infolge Platzmangels oder mangelhafter Ausstattung abgesagt werden mussten, können nun ausgerichtet werden und finden einen entsprechenden Rahmen. Auch die gesellschaftlichen Veranstaltungen (Familienabende, Fastnachtsitzungen, Konzerte, Empfänge usw.) erfolgen jetzt in einem ansprechenden Ambiente. Der in den letzten Jahren erfolgte Ausbau der Sportstätten auf dem Halberg und bei der Hahner Gesamtschule verbessert die Übungsmöglichkeiten für unsere aktiven Vereinsmitglieder.

Seiner langjährigen heimatverbundenen Tradition verpflichtet, übernahm unser Verein gegenüber der Stadt Taunusstein die Verpflichtung – gemeinsam mit anderen Vereinen unseres Stadtteils – alljährlich den Wehener Markt auszurichten, eine Aufgabe, die immer wieder alle hilfswilligen Kräfte unseres Vereins viele Stunden und Tage fordert.

Heinz-Martin Bayer